Konstruktivismus im Instructional Design

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In diesem Blogbeitrag erkläre ich, wie Konstruktivismus im Instructional Design eingesetzt wird. 

Instructional Design und Konstruktivismus

Instructional Design ist ein systematischer Prozess zur Entwicklung von Lernerfahrungen. Es ist ein wissenschaftlich fundierter Ansatz, der die Erkenntnisse der Lernpsychologie nutzt, um Lernende effektiv zu unterstützen.

Lerntheorien sind Modelle und Hypothesen, anhand derer Lernvorgänge psychologisch beschrieben und erklärt werden sollen. Der komplexe Vorgang des Lernens wird dabei mit möglichst einfachen Prinzipien und Regeln erklärt. Eine der bekanntesten Lerntheorien ist der Konstruktivismus.

Was ist Konstruktivismus?

Der Konstruktivismus als Lerntheorie geht davon aus, dass jeder Schüler sein eigenes Lernen und Wissen konstruiert. Im Gegensatz zum Behaviorismus, bei dem die Schüler passiv auf Reize reagieren, erkennt der Konstruktivismus die Bedeutung der aktiven Beteiligung der Schüler am Lernprozess an. Daher sind Lernziele, die für ein konstruktivistisches Umfeld geschrieben werden, lernerzentriert.

Der persönliche Hintergrund, die Eindrücke und die Perspektive eines Schülers bilden die Grundlage für den Lernprozess. 

“Der Konstruktivismus in lernpsychologischer Hinsicht postuliert, dass menschliches Erleben und Lernen Konstruktionsprozessen unterworfen ist, die durch sinnesphysiologische, neuronale, kognitive und soziale Prozesse beeinflusst werden. Seine Kernthese besagt, dass Lernende im Lernprozess eine individuelle Repräsentation der Welt schaffen. Was jemand unter bestimmten Bedingungen lernt, hängt somit stark, jedoch nicht ausschließlich, von dem Lernenden selbst und seinen Erfahrungen ab.” (https://de.wikipedia.org/wiki/Konstruktivismus_(Lernpsychologie))

Konstruktivismus- Eine kurze Geschichte dieser Lerntheorie

Leg Vygotsky

Der Autodidakt Leg Vygotsky oder auch Lew Wygotski lieferte viele Beiträge zur Pädalogie und Entwicklungspsychologie. Einen starken Einfluss übt heute sein Konzept der Zone der nächsten Entwicklung (Zone of Proximal Development = ZPD) aus.

“Wygotski unterschied zwischen zwei Entwicklungsniveaus: zum einen das Niveau der aktuellen biologisch vorgegebenen Entwicklung des Kindes – bestimmt als das, was das Kind allein leisten kann – und zum anderen das Niveau, das es in Zusammenarbeit mit einem Erwachsenen oder einem anderen Kind erreicht. Mit Zone der nächsten Entwicklung bezeichnete Wygotski den Abstand zwischen diesen beiden Entwicklungsniveaus (alleine vs. in Zusammenarbeit).” 

“Dieses Konzept Wygotskis wird durch neuere lehr-lern-theoretische Ansätze nordamerikanischer Prägung aufgenommen, die unter dem Begriff sozialer Konstruktivismus zusammengefasst werden. Im Gegensatz zum individuellen Konstruktivismus spielt dabei die soziale Interaktion zwischen Lernenden bzw. zwischen Lernenden und Lehrenden eine hervorgehobene Rolle, da alles menschliche Wissen als letztlich sozial konstruiertes Wissen verstanden wird.”  https://de.wikipedia.org/wiki/Lew_Semjonowitsch_Wygotski

Jean Piaget

Piagets Theorie des Konstruktivismus besagt, dass Menschen auf der Grundlage ihrer Erfahrungen Wissen produzieren und Bedeutung bilden. Piagets Theorie umfasste Lerntheorien, Lehrmethoden und Bildungsreformen.  Das Individuum baut neue Erlebnisse in die alten Erfahrungen ein. Dies führt dazu, dass der Einzelne neue Sichtweisen entwickelt, einstige Missverständnisse überdenkt und das Wesentliche bewertet, wodurch sich letztlich seine Wahrnehmung ändert. Der Einzelne hat eine bestimmte Vorstellung davon, wie die Welt funktioniert. Wenn die Dinge nicht in diesem Kontext funktionieren, müssen sie sich anpassen und die Erwartungen mit den Ergebnissen in Einklang bringen.

Abgesehen von den Lerntheorien befasst sich Piagets Theorie des Konstruktivismus damit, wie Lernen tatsächlich stattfindet, und nicht damit, was das Lernen beeinflusst. Die Rolle der Lehrer ist sehr wichtig. Anstatt einen Vortrag zu halten, fungieren die Lehrer in dieser Theorie als Vermittler, deren Aufgabe darin besteht, den Schülern bei der Entwicklung ihres eigenen Verständnisses zu helfen. Dadurch wird der Fokus vom Lehrer und der Vorlesung weggenommen und auf den Schüler und sein Lernen gelegt. Die Ressourcen und Unterrichtspläne, die für diese Lerntheorie initiiert werden müssen, verfolgen ebenfalls einen ganz anderen Ansatz als das traditionelle Lernen. Anstatt zu erzählen, muss der Lehrer anfangen zu fragen. Anstatt Fragen zu beantworten, die nur mit dem Lehrplan übereinstimmen, muss der Lehrer in diesem Fall dafür sorgen, dass die Schüler selbst zu den Schlussfolgerungen kommen, anstatt dass ihnen etwas angelernt wird. 

Die Lehrer sind ständig im Gespräch mit den Schülern und schaffen so eine Lernerfahrung, die je nach den Bedürfnissen des Schülers im Laufe des Lernprozesses offen für neue Richtungen ist. Lehrer, die Piagets Theorie des Konstruktivismus folgen, müssen die Schüler herausfordern, indem sie sie zu effektiven kritischen Denkern machen und nicht nur ein “Lehrer”, sondern auch ein Mentor, ein Berater und ein Coach sind.

Jerome Bruner

Jerome Bruner, ein weiterer Bildungspsychologe, der zur gleichen Zeit wie Vygotsky arbeitete, entwickelte das, was die meisten Pädagogen heute als Scaffolding-Theorie kennen. Bruner vertrat die Ansicht, dass die Lernenden, wenn sie beginnen, auf ihrem Vorwissen und ihren Schemata aufzubauen, die aktive und zielgerichtete Unterstützung der Lehrkräfte benötigen, um erfolgreich zu sein.  Wenn das Lernen weitergeht und die Abhängigkeit der Lernenden von der Lehrkraft abnimmt, lässt die Lehrkraft mehr Unabhängigkeit zu (indem sie unnötige Hindernisse und nicht zielführende Hilfen entfernt).

Weiterführende Literatur: Constructivism- 

https://iite.unesco.org/pics/publications/en/files/3214730.pdf, S.41ff

Von welchen Annahmen gehen die Konstruktivisten aus?

Lernen ist ein aktiver Prozess, bei dem Lernende neue Informationen mit ihren Vorkenntnissen und Erfahrungen verknüpfen, um neue Bedeutungen zu konstruieren. Konstruktivisten glauben, dass Lernen nicht einfach das Einspeichern von Informationen ist, sondern dass Lernende aktiv an dem Lernprozess teilnehmen und ihre eigenen Erkenntnisse entwickeln müssen.

  • Lernen ist ein aktiver Prozess.
  • Lernende bringen ihre eigenen Vorkenntnisse und Erfahrungen in den Lernprozess ein.
  • Lernende konstruieren neue Bedeutungen, indem sie neue Informationen mit ihren Vorkenntnissen und Erfahrungen verknüpfen.
  • Lernen ist ein sozialer Prozess.
  • Lernende lernen voneinander und untereinander.
  • Die Figur des Lehrer ist nicht die eines Wissensvermittlers.
  • Der Lehrer leitet die Studierenden, indem er dynamische Lernumfelder entwickelt und die Studierenden anleitet, selbst zu den gewünschten Schlussfolgerungen zu kommen.

Anwendung des Konstruktivismus im Instructional Design

Konstruktivistische Lerntheorien haben eine Reihe von Implikationen für die Gestaltung von Lernumfelder. Dazu gehören:

  • Lernende sollten sich aktiv am Lernprozess beteiligen können.
  • Lernende sollten Gelegenheit haben, ihre eigenen Erkenntnisse zu entwickeln.
  • Lernende sollten Gelegenheit haben, mit anderen zu lernen.
  • Der Lehrer schafft ein Lernumfeld, in dem die Lernenden aktiv und selbstbestimmt die Lernziele erreichen

Konstruktivismus kann im Instructional Design eingesetzt werden, um Lernerfahrungen zu erstellen, die Lernenden helfen, effektiver zu lernen. Einige konkrete Beispiele für den Einsatz des Konstruktivismus im Instructional Design sind:

  • Problemlösen: Lernende werden mit Problemen konfrontiert, die sie lösen müssen, um neue Informationen zu erwerben.
  • Projektarbeit: Lernende arbeiten an Projekten, die ihnen helfen, neue Informationen zu verstehen und anzuwenden.
  • Diskussionen: Lernende diskutieren Ideen und Konzepte miteinander, um ihre eigenen Erkenntnisse zu entwickeln.
  • Kollaboration: Lernende arbeiten zusammen, um neue Informationen zu erwerben und zu verstehen.
  • Reflexion: Lernende reflektieren über ihren eigenen Lernprozess, um ihre eigenen Erkenntnisse zu verstehen und zu bewerten.

Vor- und Nachteile des Behaviorismus im Instructional Design

Vorteile

Es gibt viele Vorteile des Einsatzes des Konstruktivismus im Instructional Design. Dazu gehören:

  • Lernende sind motivierter: Konstruktive Lernerfahrungen sind oft mehr motivierend für Lernende als traditionelle Lehrmethoden, da sie Lernenden ermöglichen, sich aktiv am Lernprozess zu beteiligen und ihre eigenen Erkenntnisse zu entwickeln.
  • Lernende lernen effektiver: Konstruktive Lernerfahrungen können Lernenden helfen, effektiver zu lernen, da sie Lernenden ermöglichen, neue Informationen mit ihren Vorkenntnissen und Erfahrungen zu verknüpfen und neue Bedeutungen zu konstruieren.
  • Lernende sind besser in der Lage, das Gelernte zu anwenden: Konstruktive Lernerfahrungen können Lernenden helfen, das Gelernte besser anzuwenden, da sie Lernenden ermöglichen, das Gelernte in realen Kontexten zu verwenden.
  • Lernende lösen besser Probleme: Konstruktive Lernerfahrungen können Lernenden helfen, Probleme besser zu lösen, da sie Lernenden ermöglichen, neue Informationen zu verwenden, um Probleme zu identifizieren und zu lösen.
  • Lernende sind kreativ: Konstruktive Lernerfahrungen können Lernenden helfen, kreativer zu sein, da sie Lernenden ermöglichen, neue Ideen und Konzepte zu entwickeln.

Nachteile

Es gibt jedoch auch einige Nachteile des Einsatzes des Konstruktivismus im Instructional Design. Dazu gehören:

  • Konstruktive Lernerfahrungen sind schwieriger zu entwerfen: Konstruktive Lernerfahrungen können schwierig zu entwerfen sein, da sie darauf abzielen, Lernende zu aktivieren und sie dazu zu bringen, ihre eigenen Erkenntnisse zu entwickeln.
  • Die Bewertung der Lernerfahrungen kann schwierig sein: Konstruktive Lernerfahrungen können schwierig zu bewerten sein, da sie sich oft nicht auf die traditionellen Formen der Bewertung konzentrieren, wie z. B. Tests und Quizzes.
  • Es kann schwierig sein, konstruktive Lernerfahrungen zu implementieren: Konstruktive Lernerfahrungen können schwierig zu implementieren sein, da sie oft auf eine aktive Beteiligung der Lernenden angewiesen sind.

Konstruktivismus im Instructional Design einzusetzen, bringt seine eigenen Herausforderungen. Der Schlüssel ist eine detaillierte Needs Analysis, und eine Klärung, ob die konstruktuvistische Gestaltung der Lernerfahrung zielführend für die Erwartungen des Auftraggebers und der Lernziele sind. 

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Herbert

Ph.D. in philosophy, author, wine expert, former poker professional, and co-founder of 11Heroes.com. On Griffl, I discuss Instructional Design & AI tools.

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