Lernende vergessen 70% des Gelernten innerhalb von 24 Stunden – außer das Lernen findet in authentischen Kontexten statt. Context Engineering ist der systematische Ansatz, der aus passivem Wissen anwendbare Kompetenz macht.
Context Engineering in Education bezeichnet die bewusste Gestaltung von Lernumgebungen, bei der alle Faktoren – von der physischen Raumgestaltung über soziale Interaktionen bis zu kognitiven Rahmenbedingungen – systematisch auf den späteren Anwendungskontext abgestimmt werden. Statt Lernkontexte dem Zufall zu überlassen, designst du Umgebungen, in denen Transfer nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich wird.
Dieser praktische Guide zeigt dir, wie du Context Engineering mit den 5 Kernprinzipien, konkreten Implementierungsschritten und bewährten Tools in deinem Unterricht umsetzt – von traditionellen Klassenzimmern bis zu digitalen Lernplattformen.

ToC: Context Engineering in Education
Warum der Kontext wichtiger ist als du denkst
Lehrkräfte gestalten täglich Lernumgebungen: Sie wählen Materialien, strukturieren Abläufe, schaffen Rahmenbedingungen. Doch während wir intensiv über Curricula, Methodik und Didaktik nachdenken, übersehen wir oft einen entscheidenden Faktor: den Kontext, in dem Lernen stattfindet.
Context Engineering bedeutet, dass du Lernkontexte bewusst gestaltest statt sie dem Zufall zu überlassen. Du designst nicht nur Inhalte und Methoden, sondern die gesamten Rahmenbedingungen, die bestimmen, wie Lernende Informationen verarbeiten, Zusammenhänge herstellen und Wissen anwenden. Die zentrale Frage:
Wie schaffst du Umgebungen, in denen Lernen nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich wird?
Diese Frage gewinnt an Bedeutung, während traditionelle Bildungsansätze an ihre Grenzen stoßen. Lernende navigieren zwischen physischen Klassenzimmern, digitalen Plattformen und hybriden Räumen. Deine Herausforderung besteht nicht darin, gute Inhalte zu vermitteln. Du musst Kontexte schaffen, in denen diese Inhalte ihre Wirkung entfalten.
Context Engineering: Lernumgebungen systematisch gestalten
Context Engineering analysiert, plant und implementiert Lernkontexte systematisch. Du berücksichtigst dabei alle Faktoren, die beeinflussen, wie Lernende Informationen aufnehmen, verarbeiten und anwenden.
Kurzdefinition: Du stimmst Lernkontexte auf die spezifischen Bedürfnisse, Voraussetzungen und Ziele deiner Lernenden ab. Dabei verbindest du Erkenntnisse aus Lernpsychologie, Instructional Design und Kognitionswissenschaft mit praktischer Unterrichtsgestaltung.
Traditionelle Curriculumsentwicklung konzentriert sich auf die Sequenzierung von Inhalten. Context Engineering erweitert diesen Blick auf alle Faktoren, die Lernprozesse ermöglichen oder behindern:
- Physische Umgebung: Wie gestaltest du Räume, wählst Materialien, setzt Technik ein?
- Soziale Strukturen: Wie bildest du Gruppen, strukturierst Interaktionen, förderst Kommunikation?
- Kognitive Faktoren: Welches Vorwissen bringen Lernende mit? Welche Denkmodelle nutzen sie?
- Emotionale Dimensionen: Wie motivierst du? Wie schaffst du Sicherheit und Zugehörigkeit?
- Zeitliche Faktoren: Wie rhythmisierst du Lernphasen, planst Pausen, gibst Verarbeitungszeit?
Du kontrollierst nicht jeden Faktor bis ins Detail. Vielmehr schaffst du ein kohärentes Gesamtbild, in dem alle Elemente zusammenwirken.
Vergleich: Traditionell vs. Context Engineering
Traditionelles Design fragt: “Was sollen Lernende wissen?”
→ Führt zu Inhaltssequenzen und WissenstestsContext Engineering fragt: “In welchen Kontexten wenden Lernende ihr Wissen an?”
→ Führt zu authentischen Lernsituationen und Transferaufgaben
Beispiel Statistik:
- Traditionell: Kapitel 1: Deskriptive Statistik, Kapitel 2: Wahrscheinlichkeit, Kapitel 3: Inferenzstatistik
- Context Engineering: “Studierende bewerten Forschungsergebnisse kritisch. Welche statistischen Konzepte brauchen sie? In welchen Situationen? Wie simulieren wir diese Situationen?”
Wie Context Engineering dein Instructional Design erweitert
Context Engineering revolutioniert nicht dein Instructional Design – es erweitert es. Klassische Instructional Design-Modelle wie ADDIE oder SAM entwickeln Lerninhalte und -aktivitäten. Context Engineering gestaltet die Umgebung selbst.
Ein Beispiel: Du entwickelst einen Kurs zur kritischen Medienanalyse. Traditionelles ID definiert Lernziele, strukturiert Inhalte, entwickelt Übungen. Context Engineering ergänzt dies durch:
- In welchem Kontext wenden Lernende diese Fähigkeiten später an?
- Welche kontextuellen Hinweise helfen ihnen, verlässliche von unzuverlässigen Quellen zu unterscheiden?
- Wie gestaltest du Lernsituationen, die den realen Anwendungskontext authentisch abbilden?
Diese Fragen führen zu einer Lernumgebung, die Lernende nicht nur unterrichtet, sondern auf variable Kontexte vorbereitet.
Die 5 Prinzipien für wirksame Lernkontexte
Context Engineering basiert auf fünf fundamentalen Prinzipien aus Lernforschung und pädagogischer Praxis. Diese Prinzipien bilden das Fundament für systematisch gestaltete Lernkontexte.
1. Authentizität und Transfer
Lernende entwickeln Wissen nicht abstrakt, sondern eingebettet in spezifische Situationen. Je näher dein Lernkontext dem Anwendungskontext kommt, desto wahrscheinlicher gelingt der Transfer.
Gestalte Lernkontexte so, dass sie den späteren Anwendungskontext authentisch abbilden.
Beispiel: Mathematikunterricht vermittelt abstrakte Formeln, die Lernende in Prüfungen reproduzieren. Context Engineering fragt: In welchen realen Situationen werden diese Konzepte relevant? Ein authentischer Kontext: die Planung eines Schulprojekts, bei dem Budgetierung, Materialberechnung und Zeitplanung mathematische Kompetenzen erfordern.
Was du tust:
- Identifiziere reale Anwendungskontexte für deine Lerninhalte
- Gestalte Aktivitäten, die diese Kontexte simulieren oder direkt einbeziehen
- Schaffe Gelegenheiten, in denen Lernende ihr Wissen in variablen Kontexten anwenden
2. Kognitive Kohärenz
Visuelle Gestaltung, sprachliche Formulierungen, Aktivitätssequenzen, Beispiele – alles sendet konsistente Signale.
Alle Elemente deiner Lernumgebung müssen ein stimmiges Gesamtbild ergeben.
Kognitive Inkohärenz entsteht, wenn Lernende widersprüchliche Signale erhalten: Eine Präsentation über kritisches Denken, die selbst unkritisch Behauptungen aufstellt. Eine kollaborative Lernumgebung, die individuellen Wettbewerb belohnt. Solche Widersprüche belasten kognitiv und erschweren das Lernen.
Was du tust:
- Prüfe, ob alle Elemente dieselbe Botschaft vermitteln
- Vermeide Widersprüche zwischen Inhalt, Methode und Bewertung
- Gestalte Übergänge zwischen Lernphasen logisch
3. Adaptive Kontextualisierung
Effektive Lernkontexte sind nicht statisch. Derselbe Inhalt erscheint je nach Vorwissen, Lernstil und Zielsetzung in unterschiedlichen Kontexten. Fortgeschrittene Lernende brauchen komplexere, realitätsnähere Kontexte als Anfänger. Visuell orientierte Lerner profitieren von räumlich-grafischen Kontexten, sprachlich orientierte von narrativen.
Passe Lernkontexte an Bedürfnisse und Entwicklungsstand deiner Lernenden an.
Was du tust:
- Erhebe Vorwissen und Präferenzen systematisch
- Biete multiple Kontexte an, die denselben Kerninhalt zugänglich machen
- Nutze formatives Assessment, um Kontexte dynamisch anzupassen
4. Soziale Einbettung
Lernen ist ein sozialer Prozess. Die soziale Struktur beeinflusst fundamental, welche Lernprozesse möglich sind. Kollaboration, Diskurs und gemeinsame Wissenskonstruktion erfordern Kontexte, die soziale Interaktion aktiv fördern.
Die soziale Dimension umfasst physische Arrangements (Sitzordnung, Gruppenbildung), kommunikative Strukturen (Diskussionsregeln, Feedbackformate) und kulturelle Normen (Fehlerkultur, Anerkennungspraktiken).
Gestalte die soziale Struktur deiner Lernumgebung bewusst.
Was du tust:
- Gestalte Räume, die verschiedene Sozialformen ermöglichen
- Etabliere explizite Normen für produktive Zusammenarbeit
- Schaffe Strukturen, die Peer-Learning und gegenseitige Unterstützung fördern
5. Emotionale Sicherheit und Herausforderung
Der optimale Lernkontext bietet emotionale Sicherheit UND kognitive Herausforderung. Lernende müssen sich sicher genug fühlen, um Risiken einzugehen und Fehler zu machen. Gleichzeitig müssen sie hinreichend herausgefordert werden, um aus ihrer Komfortzone herauszutreten.
Zu viel Sicherheit führt zu Langeweile. Zu viel Herausforderung ohne Unterstützung erzeugt Überforderung. Context Engineering gestaltet diesen Sweet Spot durch bewusste Strukturierung von Schwierigkeitsgraden, Unterstützungssystemen und Erfolgserlebnissen.
Balanciere emotionale Sicherheit mit kognitiver Herausforderung.
Was du tust:
- Gestalte Aufgaben in aufsteigender Komplexität
- Baue Scaffolding ein, das du schrittweise zurücknimmst
- Schaffe eine Fehlerkultur, in der Irrtümer Lernchancen sind
Wichtig: Diese fünf Prinzipien wirken nicht isoliert – sie verstärken sich gegenseitig. Ein authentischer Kontext ohne emotionale Sicherheit kann einschüchtern. Adaptive Kontextualisierung ohne kognitive Kohärenz erzeugt Verwirrung. Integriere alle Prinzipien in ein stimmiges Gesamtkonzept.
Context Engineering in deinem Unterricht umsetzen
Theorie ist das eine – praktische Umsetzung das andere. Hier ist ein schrittweiser Ansatz, den du direkt in deinem Unterricht anwenden kannst.
Schritt 1: Verstehe die Anwendungssituation
Bevor du planst, führe eine Kontextanalyse durch. Die zentrale Frage: In welchen realen Situationen wenden deine Lernenden das Gelernte an?
Praktisches Vorgehen:
- Identifiziere typische Anwendungskontexte: Wo nutzen Lernende das Gelernte? Im Beruf, im Studium, im Alltag? Interviewe Absolventen, befrage Arbeitgeber, analysiere Stellenanzeigen.
- Analysiere Kontextmerkmale: Welche Herausforderungen prägen diese Situationen? Zeitdruck? Unvollständige Informationen? Widersprüchliche Anforderungen?
- Dokumentiere Szenarien: Erstelle konkrete Beschreibungen typischer Anwendungssituationen. Nicht abstrakt (“Studierende wenden Statistik an”), sondern konkret (“Eine Masterandin entscheidet, welcher Test für ihre Interviewdaten geeignet ist, während ihre Betreuerin auf schnelle Ergebnisse drängt”).
Beispiel: Du unterrichtest technisches Schreiben für Ingenieure. Deine Analyse ergibt: Projektdokumentation unter Zeitdruck, Fehlerberichte für nicht-technisches Management, Spezifikationen für internationale Teams. Diese Kontexte bestimmen, welche Schreibkompetenzen du wie vermittelst.
Schritt 2: Kontextualisiere deine Lernumgebung
Gestalte deine Lernumgebung so, dass sie Anwendungskontexte widerspiegelt. Praktische Strategien:
- Verwende authentische Materialien: Arbeite mit realen Dokumenten, echten Datensätzen, aktuellen Fallbeispielen. Eine Fallstudie aus einem Lehrbuch ist weniger wirksam als ein tatsächlicher Geschäftsbericht mit all seinen Ambiguitäten.
- Führe realistische Constraints ein: Wenn Lernende später unter Zeitdruck arbeiten, integriere zeitliche Beschränkungen in Übungen. Wenn sie mit unvollständigen Informationen umgehen müssen, gib bewusst lückenhafte Informationen.
- Simuliere Rollen und Perspektiven: Lass Lernende die Rollen einnehmen, die sie später ausfüllen werden. In einem Projektmanagement-Kurs übernehmen sie nicht “Aufgaben”, sondern agieren als Projektleiter, die mit widersprüchlichen Stakeholder-Interessen jonglieren.
Schritt 3: Setze Scaffolding strategisch ein
Context Engineering bedeutet nicht, Lernende ins kalte Wasser zu werfen. Authentische Kontexte können überfordernd sein. Hier kommt strategisches Scaffolding ins Spiel – Unterstützung, die du schrittweise abbaust. Gestufter Ansatz:
- Phase 1 – Modellierung: Zeige, wie Experten in diesem Kontext agieren
- Phase 2 – Geführte Praxis: Lernende bearbeiten authentische Aufgaben mit starker Unterstützung (Checklisten, Entscheidungsbäume, Reflexionsfragen)
- Phase 3 – Reduzierte Unterstützung: Aufgaben bleiben authentisch, Unterstützung wird zurückgenommen
- Phase 4 – Autonome Anwendung: Lernende bearbeiten komplexe Aufgaben selbstständig
Wichtig: Das Scaffolding bezieht sich auf Unterstützung, nicht auf Authentizität. Der Kontext bleibt von Anfang an authentisch, aber Hilfestellungen variieren.
Schritt 4: Baue Reflexion systematisch ein
Context Engineering ohne Reflexion bleibt oberflächlich. Lernende müssen nicht nur in authentischen Kontexten handeln, sondern ihr Handeln verstehen und auf andere Kontexte übertragen. Reflexionspraktiken:
- Kontextspezifisch: “Welche Aspekte dieser Situation haben deine Entscheidung beeinflusst?”
- Transfer-orientiert: “In welchen anderen Situationen könntest du einen ähnlichen Ansatz verwenden?”
- Metakognitiv: “Wie bist du vorgegangen? Welche Strategien haben funktioniert?”
Baue diese Reflexionen direkt ein – als Diskussionsrunden, schriftliche Journals, Peer-Feedback-Sessions.
Schritt 5: Verbessere iterativ
Kein Kurs ist beim ersten Durchgang perfekt kontextualisiert. Sammle systematisch Feedback:
- Welche Übungen fühlten sich authentisch an, welche nicht?
- Wo gelang der Transfer in reale Situationen?
- Welche Kontextfaktoren haben wir übersehen?
Passe deine Kontextualisierung basierend auf diesem Feedback an.
Startpunkt für Einsteiger
Falls dir dieser Ansatz überwältigend erscheint: Beginne klein. Wähle eine einzelne Unterrichtseinheit oder ein spezifisches Lernziel. Führe die Kontextanalyse durch und gestalte diese eine Einheit kontextbasiert. Sammle Erfahrungen. Erweitere dann schrittweise. Context Engineering ist keine Alles-oder-Nichts-Entscheidung. Jeder Schritt in Richtung authentischerer Lernkontexte verbessert die Lernwirksamkeit.
Technologie für Context Engineering nutzen
Technologie kann Context Engineering erleichtern – wenn du sie gezielt einsetzt. Hier sind Tools und Ansätze, die authentische Lernkontexte unterstützen.
Simulation und Virtual Reality
VR und Simulationen schaffen Lernkontexte, die physisch unmöglich, gefährlich oder kostenintensiv wären. Medizinstudierende üben chirurgische Eingriffe, Piloten trainieren Notfallsituationen – ohne reale Risiken.
Praktische Anwendung: Auch ohne High-End-VR nutzt du kontextbasierte Simulationen. Branching-Scenarios in Tools wie Articulate Storyline oder Twine simulieren Entscheidungssituationen. Lernende navigieren durch komplexe Szenarien, treffen Entscheidungen und erleben Konsequenzen.
Learning Management Systeme mit kontextuellen Features
Moderne LMS wie Moodle, Canvas oder Open edX bieten Funktionen für Context Engineering:
- Conditional Release: Inhalte werden basierend auf vorherigen Handlungen freigeschaltet
- Adaptive Learning Paths: Lernende durchlaufen verschiedene Kontexte je nach Leistung
- Peer Assessment Tools: Simulieren reale Review-Prozesse
Collaboration Tools für soziale Kontextualisierung
Authentische Kontexte sind oft kollaborativ. Tools wie Slack, Microsoft Teams oder Discord schaffen Lernumgebungen, die professionelle Arbeitskontexte abbilden. Lernende arbeiten in Channels, die reale Arbeitssituationen simulieren.
Authentische Datenquellen
Nutze reale Datenquellen für authentische Lernkontexte. Öffentliche APIs (Wetterdaten, Social Media APIs, Regierungsdatenbanken) ermöglichen es Lernenden, mit echten, aktuellen Daten zu arbeiten.
AI-basierte Kontextsimulation
Large Language Models simulieren komplexe Gesprächspartner – Kunden, Stakeholder, Patienten. Ein Lernender verhandelt mit einem AI-simulierten schwierigen Kunden, erhält Feedback und probiert verschiedene Ansätze aus.
Wichtige Einschränkung: Technologie ist Mittel, nicht Zweck. Der Fokus liegt auf dem Kontext, nicht auf dem Tool. Eine gut gestaltete Low-Tech-Rollensimulation ist wirksamer als schlecht implementierte High-Tech-VR.
Kontexteffektivität messen
Wie weißt du, ob dein Context Engineering funktioniert? Hier sind Ansätze zur Evaluation.
Transfer-Assessment statt Wissenstests
Der ultimative Indikator: Transfer. Können Lernende das Gelernte in neuen, authentischen Situationen anwenden? Praktische Methoden:
- Performance-based Assessment: Lernende bearbeiten komplexe, authentische Aufgaben
- Portfolio-Assessment: Lernende dokumentieren ihre Arbeit in verschiedenen Kontexten über Zeit
- Delayed Transfer Tests: Teste mit zeitlichem Abstand in neuen Kontexten
Authentic Assessment Criteria
Entwickle Bewertungskriterien, die an realen professionellen Standards orientiert sind. Frage: “Wie würde diese Arbeit in einem professionellen Kontext bewertet?”
Lernenden-Feedback zur Kontextauthentizität
Befrage Lernende systematisch:
- Wie authentisch fühlten sich die Lernsituationen an?
- Welche Aspekte spiegelten reale Anwendungskontexte wider?
- Wie gut fühlen sie sich auf reale Anwendungssituationen vorbereitet?
Längsschnitt-Evaluation mit Alumni
Der wahre Test: Befrage Absolventen 6-12 Monate nach Abschluss. Wie hilfreich war die kontextbasierte Gestaltung für ihre Praxis? Welche Kontexte waren relevant?
Fazit: Context Engineering als pädagogische Praxis
Context Engineering ist kein zusätzliches Framework, das du auf bestehende Lehrpraxis aufpfropfst. Es ist eine Perspektiverweiterung: Du gestaltest bewusst die Umgebungen, in denen Lernen geschieht. Die zentrale Einsicht: Lernen ist immer kontextgebunden. Du kannst wählen, ob du Kontexte dem Zufall überlässt oder sie systematisch gestaltest. Context Engineering wählt die systematische Gestaltung.
Das bedeutet nicht, dass jede Unterrichtsstunde perfekt kontextualisiert sein muss. Es bedeutet, die Frage nach dem Kontext als integralen Bestandteil deiner Unterrichtsplanung zu verstehen. Neben “Was sollen Lernende lernen?” fragst du konsequent: “In welchen Kontexten wird dieses Lernen relevant?”
Beginne pragmatisch. Wähle einen Kurs, ein Modul, eine Einheit. Analysiere die Anwendungskontexte. Gestalte Lernsituationen, die diese Kontexte abbilden. Sammle Feedback. Iteriere.
Context Engineering ist keine pädagogische Revolution, sondern eine Evolution – die konsequente Anwendung dessen, was Lernforschung seit Jahrzehnten zeigt: Lernen geschieht nicht abstrakt, sondern situiert. Wenn du Lernende auf reale Anwendungssituationen vorbereiten willst, musst du Umgebungen schaffen, die diese Situationen authentisch abbilden.
Die Tools, Prinzipien und Strategien in diesem Guide bieten dir einen Ausgangspunkt. Die eigentliche Arbeit beginnt in deinem Unterricht, mit deinen Lernenden, in deinen spezifischen Kontexten.
Häufige Fragen zu Context Engineering
Wie unterscheidet sich Context Engineering von personalisiertem Lernen?
Personalisiertes Lernen passt Inhalte und Tempo an individuelle Lernende an. Context Engineering gestaltet die Umgebung, in der Lernen stattfindet. Die beiden Ansätze ergänzen sich: Personalisiertes Lernen bestimmt was und wann, Context Engineering gestaltet wie und in welchem Kontext.
Funktioniert Context Engineering in traditionellen Klassenzimmern?
Absolut. Context Engineering erfordert keine spezielle Technologie. Du schaffst authentische Kontexte durch Rollensimulationen, reale Fallstudien, authentische Materialien und kontextbasierte Aufgabenstellungen – alles umsetzbar in einem Standard-Klassenzimmer.
Welche Fächer profitieren am meisten?
Alle Fächer profitieren, aber die Umsetzung variiert. Anwendungsorientierte Fächer (Medizin, Ingenieurwesen, Business) haben offensichtliche Anwendungskontexte. Aber auch abstrakte Fächer wie Mathematik oder Philosophie gewinnen: Mathematische Konzepte werden in realen Problemlösesituationen relevant, philosophische Fragen in ethischen Dilemmata greifbar.
Wie viel Zeit kostet Context Engineering?
Initial investierst du mehr Zeit in Kontextanalyse und Design. Langfristig sparst du Zeit, weil gut kontextualisierte Kurse weniger Nacharbeit erfordern – Lernende verstehen Relevanz besser, sind motivierter und brauchen weniger Erklärungen.
Was sind die häufigsten Fehler?
- Oberflächliche Kontextualisierung: Authentische Kontexte nur als “Verpackung” nutzen, statt die Kontexte das Design leiten zu lassen.
- Überkomplexität: Zu viele Kontextfaktoren gleichzeitig einführen, was überfordert statt fördert.
- Fehlende Reflexion: Authentische Erfahrungen ohne systematische Reflexion führen zu situiertem, aber nicht transferierbarem Wissen.
- Technologie-Fokus: High-Tech-Tools einsetzen, ohne den pädagogischen Mehrwert zu klären.
Wie messe ich den Erfolg?
Fokussiere auf Transfer-Metriken, nicht nur auf Wissenstests. Können Lernende das Gelernte in neuen Kontexten anwenden? Bewerte Performance in authentischen Aufgaben. Sammle qualitatives Feedback zur wahrgenommenen Authentizität. Befrage Alumni, wie gut die Kontextualisierung sie vorbereitet hat.
Checklist: Context Engineering in Education
Morgen in deinem Unterricht ausprobieren:
- [ ] Kontextfrage stellen: Bei deiner nächsten Unterrichtsvorbereitung: “In welchem realen Kontext werden Lernende dies anwenden?”
- [ ] Ein authentisches Material einsetzen: Ersetze ein didaktisiertes Beispiel durch ein reales Dokument/Datensatz/Fallbeispiel
- [ ] Reflexionsfrage einbauen: Nach einer Übung fragen: “In welcher anderen Situation könntest du diesen Ansatz nutzen?”
- [ ] Authentisches Constraint hinzufügen: Eine Aufgabe mit realistischer Zeitbeschränkung oder unvollständigen Informationen versehen
- [ ] Feedback zur Authentizität einholen: Am Ende einer Einheit fragen: “Wie realistisch fühlte sich diese Aufgabe an?”
Literaturverzeichnis
Wissenschaftliche Quellen
- Contextualization in engineering education: A scoping literature review. Journal of Engineering Education, 2024. Umfassende Analyse verschiedener Modi der Kontextualisierung in der Bildung und deren Auswirkungen auf Lernprozesse.
- Hybrid Learning: An Integrative Approach to Engineering Education. Journal of Engineering Education, 2024. Theoretischer Rahmen für integrative Lernansätze und kontextuelle, transformative Lernformen.
- Prompt Engineering in Education: A Systematic Review. SAGE Journals, 2024. Systematische Übersicht über Prompt Engineering-Praktiken in Bildungskontexten.
- The Contextual Learning Approach in Engineering Education. Riunet.upv.es. Praktische Anwendung kontextbasierten Lernens in der Hochschullehre.
Praxisorientierte Ressourcen
- Context Engineering: The Intelligent Path to Personalized Learning. CPO Creativity, 2024. Anwendung von Context Engineering für personalisiertes Lernen im Bildungskontext.
- A Systematic Literature Review of Empirical Research on Faculty Educational Technology. Frontiers in Education, 2020. Empirische Forschung zur Rolle von Bildungstechnologie in der professionellen Entwicklung von Lehrenden.
- Analysis: Context – Introduction to Instructional Design. Pressbooks.pub. Grundlagen der Kontextanalyse im Instructional Design.
Bildungspolitischer Kontext
- Digital Education Action Plan: Policy Background. European Education Area. Europäische Strategie für digitale Bildung und inklusive Lernumgebungen.
- Braucht Deutschland eine Bildungstransformation? Bundeszentrale für politische Bildung, 2024. Deutsche Perspektive auf Bildungstransformation im Kontext digitaler Technologien.
- Bildung im Zeitalter der Wissensexplosion. Zukunftsinstitut. Gesellschaftliche Trends und Zukunftsperspektiven der Bildung.
Technologie und Bildung
- AI Literacy Programs in Europe – Supporting Article 4. Artificial Intelligence Act EU. Europäische Initiativen zur KI-Kompetenzförderung im Bildungsbereich.
- Editorial: Educational Technology as the Key to Enhanced Learning. Lecture Notes in Educational Technology. Rolle von Bildungstechnologie für verbesserte Lernprozesse und Kompetenzentwicklung.
- Exploring the Synergy of EdTech and Self-Regulated Learning. Ed-Tech Research Community Graz, 2025. Zusammenspiel von Bildungstechnologie und selbstreguliertem Lernen.
Weiterführende Perspektiven
- Learning Engineering for Online Education: Theoretical Perspectives. Routledge. Theoretische Grundlagen des Learning Engineering und datengetriebener Bildungsoptimierung.
- Insights from Technology-Supported Professional Development. Edt.org. Internationale Beispiele technologiegestützter Lehrerfortbildung.
Hinweis: Diese Literaturauswahl fokussiert auf allgemeine Bildungs- und Lerntheorien sowie praktische Anwendungen im pädagogischen Kontext.